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Wenn selbst der Müller die deutsche Sprache verlernt

Der Name Müller ist, so habe ich erst kürzlich aus einer Dokumentation über die Deutschen erfahren, der deutschlandweit am häufigsten vorkommende Familienname und damit Inbegriff des Deutschtums. Wenig später habe ich im Kühlregal eines Supermarktes diese Milch-Flasche eines solchen Müller entdeckt.

Der Müller hat die deutsche Sprache verlerntUnd dieser Müller hat sich eine tolle Marketing-Aktion einfallen lassen: Er deklariert keine Geschmacksrichtung auf der Verpackung – die möchte er von seinen Kunden erraten lassen. Und um die Kunden auf die Aktion aufmerksam zu machen, versucht der Müller eine Frage zu formulieren: „Nach was schmeckt Sorte 1?“. Zumindest suggeriert das Fragezeichen am Ende, dass es sich dabei um eine Frage handeln soll. Um Fragen zu formulieren gibt es in der deutschen Sprache eigens spezielle Wörter, die sogenannten Fragewörter. Wer fleißig Sesamstraße geschaut hat, kennt sicherlich die gängigsten: Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum. Es gibt aber noch viel mehr Fragewörter: Worauf, worum, woher, weswegen, woran, wozu, wohin, wessen und so weiter.

Mit diesen Worten lassen sich durchaus vernünftige Fragen formulieren, wie zum Beispiel:
Wessen dämliche Idee war das?
Wieso beschäftigen Werbeagenturen nur noch Praktikanten?
Woran erkennt man, dass der Müller die deutsche Sprache verlernt hat?

Meine Anna bezeichnet mich liebevoll als Genitiv-Nazi und Sprach-Fetischist aber wenn selbst eine Firma mit dem urdeutschen Namen Müller keinen großen Wert mehr auf anständiges Deutsch zu legen scheint, dann ist die Lage meiner Ansicht nach beinahe schon dramatisch. Vielleicht befürchtet der Müller auch schlichtweg, dass seine Kunden ihn nicht verstehen würden wenn er sie nach dem „wonach“ fragen würde. Ich finde es traurig den Niedergang der deutschen Sprache so hautnah miterleben zu müssen, selbst in der ARD Tagesschau hört man von professionellen Journalisten Formulierungen wie „um was es sich handelt“ oder „auf was dabei ankommt“. Man kann ja über die Franzosen sagen, was man will – ihre Sprache hüten sie stolz.

PS: Ich möchte die Frage des Müllers gerne beanworten, auch wenn sie dämlich formuliert ist. Eine Sorte schmeckt tatsächlich nach Kaffee. Die Geschmacksrichtung der restlichen drei Sorten möchte ich mit einer Gegenfrage auflösen: Wonach soll etwas schmecken, das seinen Geschmack einzig aus zugesetzten Aromen bezieht? Genau, es schmeckt nach dem jeweiligen Aroma und hier noch nicht einmal nach „natürlichem Aroma“.

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