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Turbo-Kapitalismus ohne jede Moral

Wieder einmal sorgt eine Nachricht über Apple dafür, dass der Morgen-Kaffee im Hals stecken bleibt. Der Spiegel berichtet, dass der Technologiekonzern zur Zeit Anleihen über 15 Mrd. Dollar am Kapitalmarkt aufnimmt. Auf den ersten Blick scheint die Kapitalisierung eines Unternehmens ein ganz normaler Vorgang zu sein, ein zweiter Blick offenbart die kühlen Überlegungen des Grosskapitals, die dahinter stecken:

Apple verfügt über die größten Unternehmens-Bargeld-Reserven auf dem ganzen Globus, rund 145 Mrd. Dollar stehen der Aktiengesellschaft als flüssiges Kapital zur Verfügung. Nach dem Verfall des eigenen Aktienkurses will Apple seine Anleger damit beruhigen, dass mindestens die Hälfte dieses Vermögens an die Aktionäre ausgeschüttet wird. Die Art und Weise, wie Apple das bewerkstelligen will, ist ein einziger sozialer Faustschlag:

Seine Cash-Reserven will Apple dafür nicht anzapfen. Denn es sind nur etwa 45 Milliarden Dollar in den USA verfügbar. Der Rest ist in Steuerparadiesen im Ausland angelegt. Würde das Geld zurück in die Vereinigten Staaten transferiert, müsste Apple Steuern in Milliardenhöhe nachzahlen. Quelle: spiegel.de

Apple leiht sich also Geld um es an die Anleger auszuzahlen und spart sich dadurch rund 20% Steuern auf Gewinne, die im Ausland liegen bleiben. Im Gegenzug kann Apple die Zinsen für die nun emittierten Anleihen wieder als Kosten absetzen, schmälert dadurch erneut den eigenen Gewinn und spart somit am Ende wieder Steuern.

Gleichzeitig stehen die USA vor dem Staatsbankrott, die US-Regierung muss vor dem Hintergrund der Schuldenbremse im Haushalt ihren Bürgern Einsparungen in Höhe von mehr als 80 Mrd. Dollar aufbürden, bis zu zwei Millionen Jobs sind in Gefahr.

20% Steuern auf Apples Vermögen würden mit rund 29 Mrd. Dollar den US-Haushalt entlasten. Und Apple ist nur einer von vielen prominenten Nutznießer des für US-Unternehmen legalen Steuersparmodells, Gewinne über Tochterunternehmen im Ausland zu lagern. Riesen wie Apple, Google, Amazon, Starbucks aber auch viele andere Unternehmen entziehen sich komplett ihrer sozialen Verantwortung und verweigern ihre Beteiligung am Sozialwesen der Staaten, die sie groß gemacht haben. Mein Politik-Tutor bezeichnete den Trend zum „Shareholder Value“ bereits Ende der 90er Jahre als Raubtierkapitalismus. Raubtiere aber handeln lediglich aus Überlebenstrieb, also aus Instinkt, und sie haben in der Regel auch keine Bankkonten – es sind Menschen, die als Anleger im Turbo-Kapitalismus jegliche gesellschaftliche Moral vermissen lassen.

Die internationale Politik MUSS dieser Praxis nun endlich einen Riegel vorschieben. Jeder muss seinen Beitrag leisten: International operierende Konzerne über eine globale Gewinnbesteuerung genauso wie die Zocker, die tagtäglich Gelder über den Hochfrequenzhandel – ohne jegliche Wertschöpfung geleistet zu haben – abzwacken, über eine Finanztransaktionssteuer. Das globale Casino muss endlich unter eine Oberaufsicht gestellt und kontrolliert werden.

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